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Welthypertonietag: Auch Blutdruckmedikamente immer wieder von Engpässen betroffen

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Am 17. Mai ist Welthypertonietag. Von der World Hypertension League ins Leben gerufen, soll der Informations- und Aktionstag auf Prävention, Behandlung und die Gefahren der Erkrankung aufmerksam machen.

Das Motto dieses Jahres lautet: „Messen Sie Ihren Blutdruck richtig, kontrollieren Sie ihn und leben (dadurch) länger“. Denn die größte Gefahr hinter zu hohen Blutdruckwerten: Lange Zeit bleiben sie unbemerkt und können dadurch weitreichende körperliche Schäden hervorrufen. Nicht nur das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko ist deutlich erhöht, auch eine gefährliche, irreversible Schädigung der Nieren kommt bei jahrelanger unbehandelter Hypertonie häufig vor. Selbst bei Patienten mit bekanntem Bluthochdruck kommt es häufig zu Komplikationen, wenn Medikamente langfristig nicht immer zuverlässig eingenommen werden und regelmäßige Messungen zu Hause ausbleiben.

Lieferengpässe beeinflussen Therapietreue

Neben regelmäßigen Messungen und Anpassungen des Lifestyles sind moderne Blutdruckmedikamente die wichtigste Stellschraube. Zum Glück gibt es eine ganze Palette hochwirksamer und meist gut verträglicher Arzneimittel, mit denen Betroffene optimal eingestellt werden können. Doch es kommt immer wieder zu Lieferengpässen einiger Hersteller. In der Vergangenheit mussten Bluthochdruckpatienten sich bei ACE-Hemmern, Kalziumantagonisten oder auch Statinen immer wieder mit einem Ersatzpräparat arrangieren, weil ihr gewohntes Arzneimittel nicht verfügbar war. Apotheker, Mediziner und ambulante Pflegedienste beklagen, dass darunter gerade bei älteren, mehrfach erkrankten Patientinnen und Patienten die Therapietreue leidet, wenn die bekannte Pille plötzlich eine andere Form und Farbe hat.

Gefahren der Produktion in Fernost

Im Sommer 2018 sorgte ein weltweiter Skandal rund um die Wirkstoffgruppe der Sartane für Aufsehen. Im Blutdruckmedikament Valsartan eines chinesischen Wirkstoffherstellers wurden krebserregende Nitrosamine gefunden. Schnell kam ans Tageslicht, dass auch andere Sartane von Nitrosaminverunreinigungen betroffen waren. Die Folge waren Lieferengpässe und massive Patientenverunsicherung. Auch, wenn dieses Problem heute behoben ist, ist dieser Skandal Symbol einer grundsätzlichen Problematik: Der Engpass konnte seinerzeit nicht behoben werden, da ein Großteil der weltweiten Arzneimittelproduktion heute in China und Indien konzentriert ist. Europa ist somit davon abhängig, was Asien liefern kann.

Aktuell keine schwerwiegenden Lieferprobleme bei Blutdrucksenkern

Zum Glück gibt es aktuell keine schwerwiegenden Engpässe bei blutdrucksenkenden Wirkstoffen. Dass die Präparate bestimmter Hersteller immer mal wieder nicht verfügbar sind, teilweise auch über längere Zeiträume, ist für den Pharmazeutischen Großhandel an der Tagesordnung, doch Apotheken können den Patienten in aller Regel ein Präparat eines anderen Herstellers zur Verfügung stellen. „Im Großhandel bedeuten diese Engpässe jedoch viel Arbeit“, berichtet Niklas Grotemeyer, Leiter des Zentralen Einkaufs bei NOWEDA. „Ist ein Arzneimittel nicht verfügbar, verschieben sich die Warenströme, und Ersatzpräparate anderer Hersteller sind plötzlich sehr gefragt. Für uns im Einkauf entsteht dadurch viel zusätzlicher Aufwand – vor allem, da sich das Problem nicht auf Blutdruckmedikamente beschränkt, sondern eine zunehmende Anzahl von Wirkstoffgruppen betrifft.“

Mehr Produktion in Europa

Und die Lösung des Problems? Die Wirkstoffproduktion muss zumindest in Teilen zurück nach Deutschland bzw. nach Europa geholt werden, um die Abhängigkeit von Asien zu reduzieren. Dafür sind politische Interventionen erforderlich, denn dieses Unterfangen ist nur realistisch, wenn sich die Produktion in Europa für Hersteller wieder lohnt.